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Umweltschutz

28. September 2022

Joachim Puhm im Interview

Joachim Puhm im InterviewBildtext: Diese gebrauchten und zu Ballen gepressten Big Bags werden in Kürze zur Recycling-Anlage gebracht. Foto: Puhm GmbH

Der innovative Geschäftsführer von Puhm Plastics & Recycling stellt sich einigen Fragen zum aktuellen Thema Plastik-Recycling und erläutert exemplarisch die Wiederverwertung von Big Bags, die der Unternehmer neben anderen Kunststoffen von gewerblichen Betrieben ankauft.

F: Herr Puhm, Klimawandel, Plastik-Recycling, Einführung von Mehrweg-Quoten, „Plastik-Steuer“ oder Fridays for Future – die Medien konfrontieren uns beinahe täglich mit dem Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Welchen Beitrag leistet Ihr Unternehmen gegen die zunehmende Plastikverschmutzung?

A: Unsere Firma hat sich in den letzten 14 Jahren auf den Ankauf und das Recycling von gewerblichem Plastikabfall spezialisiert. Das heißt, wir nehmen größeren Unternehmen zum Beispiel Produktionsreste oder Verpackungsmüll ab und führen diesen Abfall der Wiederverwertung zu. Als zweite Schiene hat sich die Projektarbeit für Unternehmen entwickelt, wo es darum geht, gemeinsam zu überlegen, welche Produkte wir aus dem angekauften Abfall herstellen könnten, die dann wieder in diesem Betrieb eingesetzt werden. Damit ist der Produktionskreislauf geschlossen, was die Umwelt schont.

F: Sind alle Kunststoffe für das Recycling in Ihrem Unternehmen geeignet?

A: Die Materialien, die wir ankaufen, können grundsätzlich ganz unterschiedliche Kunststoffe sein. Dazu gehören zum Beispiel PET-Flaschen, LDPE-Folien oder PP-Verpackungen. Voraussetzungen sind – wie bei anderen Recyclingunternehmen auch – einerseits die Sortenreinheit, da zum Beispiel gemischte Kunststoffe nicht verwertet werden können, und andererseits eine gewisse Abnahmemenge, da die Verwertung aufgrund des logistischen Aufwands sonst nicht effizient umsetzbar wäre. Im Vorfeld kläre ich daher immer persönlich mit den Unternehmen einige wichtige Fragen ab und berate sie etwa auch zu den Themen Lagerung, Transport und Produktentwicklung.

F: Die Unternehmen könnten ihren Kunststoff ja auch entsorgen, anstatt wiederverwerten zu lassen. Welche Vorteile haben die Betriebe dabei?

A: Einerseits ist Entsorgung relativ teuer. Von uns erhalten die Unternehmen sogar Geld für ihren Abfall. Dann müssen Betriebe zunehmend gesetzlich vorgeschriebene Recycling-Quoten erfüllen. Bei Nicht-Einhaltung drohen finanzielle Strafen. Der dritte Vorteil ist, dass es möglich ist, mit uns gemeinsam Ideen zu entwickeln, welche Produkte aus dem angekauften Kunststoff für den sinnvollen Einsatz im Unternehmen erzeugt werden können. Da sind schon ganz tolle Projekte umgesetzt worden, was mich auch ein wenig stolz macht. Zum Beispiel erzeugen wir aus Produktionsresten Müll- oder Sammelsäcke, die dann wieder im Unternehmen verwendet werden. Aus gebrauchter LDPE-Folie entsteht für ein Bauunternehmen eine recycelte Abdeck-Folie, die dieser wieder auf seinen Baustellen einsetzt. So werden aus Kunden bzw. Lieferanten Geschäftspartner, und diese Projekte gemeinsam zu entwickeln, macht mir große Freude. Es ist quasi eine Win-win-win-Situation: für die Unternehmen, für unseren Betrieb und für die Umwelt.

F: Manch einer fragt sich vielleicht kritisch, ob solche Maßnahmen wirklich Sinn machen und ob das Recycling von Kunststoff tatsächlich nachhaltig ist. Was antworten Sie diesen Menschen?

A: Es ist leider eine Tatsache, dass es keine plastikfreie Welt geben wird und auch nicht kann, da wir in vielen Bereichen des täglichen Lebens von Kunststoff-Produkten abhängig sind und es manchmal keine Alternative dazu gibt. Wir betreiben selbst neben Puhm Plastics & Recycling einen zweiten Geschäftszweig. Über den Online-Shop Big Bag Puhm verkaufen wir sogenannte Flexible Schüttgutbehälter, die höchste Ansprüche hinsichtlich Traglast – bis zu zwei Tonnen – und Sicherheit erfüllen müssen, was derzeit nur mit neuwertigem Kunststoff zu gewährleisten ist. Da wir aber die Möglichkeit bieten, alte und gebrauchte Big Bags anzukaufen und diese wiederzuverwerten, wird die Müllmenge reduziert. Und das daraus entstehende Produkt muss nicht aus neuwertigem Kunststoff hergestellt werden, was wiederum u.a. Erdöl einspart und CO2 Emissionen reduziert.

F: Können Sie mir den Prozess des Recyclings an diesem Beispiel noch näher beschreiben?

A: Die meisten Big Bags sind Einweg-Verpackungen, da man sie aufgrund der Sicherheitsanforderungen nur ein Mal verwenden darf. Das bedeutet, dass nach nur einmaliger Verwendung das Produkt entsorgt werden muss. Für die Entsorgung trägt der Unternehmer Kosten und die Big Bags werden zumeist verbrannt. Verkauft der Unternehmer aber an uns, erhält er Geld dafür. Big Bags bestehen aus sortenreinem Polypropylen und sind somit zu 100 Prozent recyclingfähig. Sie werden zunächst gereinigt und zerkleinert und anschließend zu Granulat geschmolzen. Aus diesem können dann in einem weiteren Schritt Verpackungsbänder erzeugt werden. Als weitere Maßnahme verpacken wir zum Beispiel unsere Big Bags in Transportsäcken, die aus recyceltem Kunststoff hergestellt werden. Diese kann die Kundin oder der Kunde zum Beispiel als Müllsack wiederverwenden. Das sind Beispiele für den geschlossenen Kreislauf, dessen Förderung wir uns zum Ziel gesetzt haben. Wir arbeiten jeden Tag mit Leidenschaft daran, auf diese Weise Plastikmüll zu reduzieren.

F: Vielen Dank für das Gespräch.